von Graham Tappenden
In der vergangenen Woche besuchte ich einen Bürgerinformationsabend im Bad Homburger Stadtteil Ober-Erlenbach.
Ober-Erlenbach leidet seit Jahren an einer geringen DSL-Geschwindigkeit. Nur wenig Haushalte haben 2MBit zur Verfügung, die Meisten haben nur 1MBit. Einige Haushalte – vor allem in Neubaugebieten am Rand des Stadtteils – haben nicht einmal das.
Verursacht wird das Problem durch die Leitungslänge vom Amt, die eine schnellere Verbindung über die Kupferadern nicht hergeben. Dabei kommen Alternativen wie Internet über Kabelfernsehen nicht in Frage, da dies nur in sehr wenigen einzelnen Straßen verfügbar ist.
Der Abend soll den Bürgern eine aktuelle Information über den Stand der Dinge geben und Alternativen anbieten.
Offiziell gilt Ober-Erlenbach nicht als „unterversorgt“, denn die offizielle Definition einer Unterversorgung basiert darauf, dass die Haushalte im Durchschnitt weniger als 1MBit haben. Das hat Ober-Erlenbach – nach eigenen Angaben – nicht.
„Eigene Angaben“ bedeutet hier übrigens tatsächlich die Aussagen der Bürger, denn es fand eine Befragung statt zu genau diesem Thema. Dabei gaben 27% an, dass Sie 2MBit hätten. Aus eigener Erfahrung im Stadtteil ist das eine Zahl, die ich nur schwer glauben kann. Ich frage mich, ob doch nicht jemand zu hoch geschätzt hat oder eher die Vertragsgeschwindigkeit angegeben hat, statt dem, was die Leitung tatsächlich hergibt.
Immerhin sagten 35%, sie hätten 1MBit. Dadurch haben wenigstens die Mehrheit 1MBit oder schneller. Also keine Unterversorgung, auch wenn nur 6% mit Ihrer DSL-Geschwindigkeit zufrieden waren. Der Durchschnittsbürger im Ort hätte gern übrigens lieber 6MBit.
Neben den Ergebnissen der Befragung wurde auch die DSL-Technik und deren Problematik präsentiert. Auch über Lösungen wurde gesprochen. Langfristig soll Glasfaser gelegt werden, und in Vorbereitung legt die Stadt Bad Homburg Leerrohre in alle Straßen, in dem sie Tiefbauarbeiten durchführt. Aber bis alle Straßen so weit sind, kann es bis zu 15 Jahren dauern.
Für mich schien die beste Lösung, Glasfaser vom Amt bis zu dem Verteilerkasten im Ortsteil zu legen und ab da auf die alten Kupferleitungen zu setzen. Hier will die Stadt eine Studie im kommenden Jahr machen über die Kosten, denn wenn sie selbst die Leitungen legen, hätten vielleicht einige kleinere Anbieter ein Interesse daran, diese zu mieten und DSL anzubieten. Ich glaube auch, dass es weniger Arbeit macht, eine große Leitung in den Ortsteil zu legen und dann bis zu dem Verteilerkasten notfalls Tiefbauarbeiten durchzuführen, als zu warten bis alle Straßen einmal auf gegraben wurden.
Schockierend ist dafür die Reaktion der Deutschen Telekom, die laut Aussage des Bürgermeisters kein Interesse an einem Ausbau des Netzes hat – auch nicht wenn es Zuschüsse von Bad Homburg dazu gäbe.
Also wurden zwei Alternativen präsentiert, die jeweils auf einer Funklösung basieren.
Die Firma TGNET hat an der Kläranlage außerhalb von Ober-Erlenbach einen Funksender, der über Richtfunk mit einer Nachbarstadt verbunden ist. Wer mit der Senderanlage eine Sichtverbindung hat, kann eine 6MBit Internet-Verbindung über eine Dach- bzw. Wandantenne haben. Aktuell kostet diese Lösung einmalig 49,50EUR sowie 34,99EUR pro Monat, bei einer Mindestvertragslaufzeit von 36 Monaten. Umstritten war aber, ob dies eine Flatrate sei. Der Vertreter der Firma meinte, „Flatrate“ würde nicht unbedingt bedeuten, man dürfte ohne Begrenzung der Datenmenge surfen. Da waren einige Menschen im Publikum anderer Meinung. Tatsächlich ist es so, dass nach 150GB Download die Downloadrate „geregelt“ wird.
Die Firma „Funknetz-HG“ hat ihren Sender auf dem Großen Feldberg. Sie benötigen auch eine Sichtverbindung, jedoch sind die Sender kleiner und Aufgrund der Höhe des Senders (880m) dürfte dies eine Lösung nicht nur für Ober-Erlenbach sein.
Sie bieten Tarife mit („Quasi-Flat“), aber auch ohne Datenbegrenzung („Full-Flat“) an in jeweils 3MBit und 6MBit-Geschwindigkeiten. Eine 6MBit Full-Flat kostet einmalig 39EUR und monatlich 58,80EUR . Hier ist laut der Preisliste sogar eine feste IP-Adresse enthalten. Allerdings findet beim „Full-Flat“ eine Drosselung der Geschwindigkeit auf 512kBit ab 25GB statt.
Die Verbindung wird mit WPA verschlüsselt und es sind nach Angaben des Vertreters alle Ports frei.
Also welche Lösung ist geeignet? Ich denke das kommt sehr darauf an, wo das Haus liegt, das versorgt werden soll. Denn auf die Sichtverbindung kommt es an, und diese wird trotzdem in einigen Straßen schwer zu erreichen sein. Von daher glaube ich, dass eher der Standort entscheidend sein wird, und nicht die Tarife selbst.
Besser wäre es, die Deutsche Telekom – oder einer der Konkurrenten – würde auf Angebote der Stadts eingehen und das unterirdische Netz ausbauen.
Zum erwähnten Flatratelimit 150 GB bei TGNET/wireless:
Weniger als 1% unserer Kunden legt jemals ein Nutzungsverhalten an den Tag, das zur Aktivierung der Geschwindigkeitsregelung führt. Die Regelung ist auch nicht so implementiert, dass ab z.B. dem 20. des Monats für die restlichen 10 Tage nur mehr eine geringe Datenrate zur Verfügung steht, weil damit auch andere Mitglieder des Haushalts mit betroffen wären – die volle Geschwindigkeit steht vielmehr nach wenigen Stunden wieder zur Verfügung, wenn man sich für ein paar Stunden etwas zurück hält.
Im Vordergrund sollte das Wesentliche einer Flatrate stehen, nämlich eine Zusicherung dass, im Gegensatz zu früheren Zeit- und Volumentarifen, für den Kunden keine unerwarteten Zuzahlungen entstehen können. Diese Eigenschaft ist auch bei einer TGNET/wireless Flatrate voll gewahrt. Mit der expliziten Benennung der Obergrenze (150 GB in den Tarifen für private Nutzung) entsprechen wir darüber hinaus der Rechtsprechung, die besagt, dass Obergrenzen deutlich benannt sein müssen – solche Obergrenzen waren und sind nämlich durchaus auch bei anderen Anbietern vorhanden, bestes Beispiel sind die Mobilfunk-Datenflatrates mit nur wenigen Hundert MB oder bis bestensfalls 10 GB – und nicht immer sind diese Dinge aus den Geschäftsbedingungen so klar ersichtlich, dass bei einem Infoabend überhaupt danach gefragt würde.
Dass auch andere, durchaus namhafte Provider ein Problem mit überhöhten Downloads haben und sich entsprechender Kunden auf die eine oder andere Weise zu entledigen versuchen, nachdem Sie zuvor in der Werbung das Wort Flatrate plakativ mit „unendlich viel“ gleich gesetzt haben, ist schon öfter durch die Presse gegangen. Insofern sehe ich mein Unternehmen auf der Seite derjenigen, die Offenheit und klare Positionen zu schätzen wissen. Denn offen gesagt ist es leider nicht so, dass Internet Provider keine Kosten haben und sich deshalb eine goldene Nase verdienen – insbesondere nicht, wenn man, wie TGC tatsächlich in die Verbesserung der Infrastruktur investiert, wie bereits in Ober-Erlenbach und vielen anderen Orten geschehen. Power-User surfen letztlich auf Kosten der anderen Kunden, die im Rahmen der kalkulierten Durchschnittswerte bleiben, oder anders gesagt: Gäbe es die (wenigen) Power-User nicht, könnte die nächste Preissenkung eher kommen, was dann durchaus zum Schaden der Normalverbraucher wird.
PS: Bitte sehen Sie diesen Beitrag nur als Ergänzung für unsere Sicht des Diskussionspunktes „Flatrate“. Gegen Ihre sehr präzise und sachliche Zusammenfassung des Infoabends und der daraus möglichen Schlüsse für den Einzelnen habe ich nichts einzuwenden.
Thomas Giger,
Geschäftsführer true global communications GmbH
In der Au 27, 61440 Oberursel
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